Was ist die Entrückung der Gemeinde?

Zuletzt aktualisiert: 25. Dezember 2025Eschatologie

Was ist die Entrückung der Gemeinde?

1. Einleitung

Unter allen Themen der biblischen Eschatologie ist nur wenig so zentral für die Hoffnung der Gemeinde wie die Entrückung. Die Schrift beschreibt ein zukünftiges Ereignis, in dem Christus persönlich vom Himmel herabkommt, die Toten in Christus auferweckt, die lebenden Gläubigen verwandelt und seine Gemeinde „hinwegrafft“, um Ihm in der Luft zu begegnen. Dies ist keine Spekulation oder Fiktion, sondern eine klar geoffenbarte Lehre, verwurzelt in den Worten Jesu und der Apostel.

Dieser Artikel erklärt, was die Entrückung ist, was der Begriff selbst bedeutet und welche wichtigsten Bibelstellen ihre Art und Abfolge definieren. Fragen danach, wann die Entrückung im Verhältnis zu anderen endzeitlichen Ereignissen geschieht, bleiben bewusst außen vor, damit wir uns darauf konzentrieren können, was Gott sagt, was geschehen wird, und wen dieses Ereignis betrifft.


2. Was die Entrückung ist: Definition und Wesen

Im biblischen Sinn ist die Entrückung der Gemeinde:

Das zukünftige Ereignis, bei dem der Herr Jesus Christus vom Himmel herabkommen,
die Leiber der in der Gemeindezeit verstorbenen Gläubigen auferwecken,
die Leiber der noch lebenden Gläubigen augenblicklich in verherrlichte, unvergängliche Leiber verwandeln
und sie gemeinsam entrücken wird, um Ihm in der Luft zu begegnen
und sie in das Haus des Vaters zu führen, damit sie für immer bei Ihm sind.

Mehrere Kernelemente gehören zu diesem Ereignis:

  1. Persönliches Herabkommen Christi vom Himmel.
  2. Auferstehung der „Toten in Christus“.
  3. Verwandlung / Transformation der lebenden Gläubigen.
  4. Entrückung beider Gruppen „in den Wolken“.
  5. Begegnung mit dem Herrn in der Luft.
  6. Ewige Vereinigung mit Christus.

All diese Elemente werden ausdrücklich im Neuen Testament beschrieben, besonders in Johannes 14,1–3; 1. Korinther 15,51–53; 1. Thessalonicher 4,13–18.


3. Die Bedeutung des Begriffs „Entrückung“

3.1 Das biblische Verb harpazō

Das deutsche Wort Entrückung steht so nicht als festes Fachwort in den meisten Bibelübersetzungen, aber das gemeinte Konzept ist klar biblisch. Es geht zurück auf das lateinische rapio / rapturo der Vulgata, mit dem das griechische Verb harpazō in 1. Thessalonicher 4,17 wiedergegeben wird:

„Danach werden wir, die wir leben und übrig bleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden in Wolken, dem Herrn entgegen in die Luft …“
1. Thessalonicher 4,17

Das Verb harpazō bedeutet:

  • ergreifen, rauben, mit Gewalt an sich reißen,
  • plötzlich und entschlossen wegnehmen.

An anderen Stellen des Neuen Testaments wird es verwendet für:

  • Philippus, der vom Geist des Herrn „entrückt“ wird (Apostelgeschichte 8,39),
  • Paulus, der „bis in den dritten Himmel entrückt“ wird (2. Korinther 12,2–4),
  • und Christus selbst, der „zu Gott und zu seinem Thron entrückt“ wird (Offenbarung 12,5).

Die Entrückung ist also das plötzliche, machtvolle Wegnehmen der Gemeinde von der Erde, um Christus zu begegnen.

3.2 Ein „Geheimnis“, das jetzt offenbart ist

Paulus nennt die Entrückung ein „Geheimnis“ in 1. Korinther 15,51:

„Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden zwar nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden …“

Im Neuen Testament ist ein Geheimnis nichts Dunkles oder Unlösbares, sondern eine Wahrheit, die bisher verborgen war und nun von Gott offenbart wird (vgl. Epheser 3,3–5; Kolosser 1,26). Das Geheimnis der Entrückung besteht in dieser neuen Information:

  • Nicht alle Gläubigen werden den physischen Tod erleben.
  • Und doch werden alle Gläubigen – Tote wie Lebende – „in einem Nu, in einem Augenblick“ in verherrlichte, unsterbliche Leiber verwandelt (1. Korinther 15,52).

Diese augenblickliche Verwandlung ohne vorher zu sterben, wird im Alten Testament nie offenbart. Sie ist eine besondere Offenbarung für die Gemeinde.


4. Die zentralen biblischen Abschnitte

4.1 Johannes 14,1–3 – Jesu erste Verheißung der Entrückung

In der Nacht vor seiner Kreuzigung tröstete Jesus seine beunruhigten Jünger:

„Euer Herz erschrecke nicht! Glaubt an Gott und glaubt an mich!
In dem Hause meines Vaters sind viele Wohnungen; wenn es nicht so wäre, hätte ich euch gesagt:
Ich gehe hin, euch eine Stätte zu bereiten.
Und wenn ich hingehe und euch eine Stätte bereite, so komme ich wieder und werde euch zu mir nehmen, damit auch ihr seid, wo ich bin.“
Johannes 14,1–3

Wesentliche Merkmale:

  • Christi Weggang: Er geht in das Haus des Vaters (Himmel), um eine Stätte zu bereiten.
  • Christi Wiederkommen: „Ich komme wieder.“
  • Persönliches Zu-sich-Nehmen: „und werde euch zu mir nehmen“ (Er erscheint nicht nur; Er holt uns zu sich).
  • Himmlisches Ziel: „damit auch ihr seid, wo ich bin“ – im Haus des Vaters.

Hier ist nicht die Rede davon, dass Christus auf die Erde kommt, um sein Reich aufzurichten, sondern dass Christus vom Haus des Vaters kommt, um die Seinen zu sich zu holen und dorthin zu bringen. Dies ist der erste klare Hinweis auf das, was später als Entrückung der Gemeinde bezeichnet wird.

4.2 1. Korinther 15,51–53 – Verwandlung im Augenblick

Paulus entfaltet das Geheimnis, wie Gläubige zu Auferstehungsleibern gelangen:

„Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden zwar nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden,
in einem Nu, in einem Augenblick, bei der letzten Posaune.
Denn posaunen wird es, und die Toten werden auferweckt werden unverweslich, und wir werden verwandelt werden.
Denn dieses Verwesliche muss Unverweslichkeit anziehen und dieses Sterbliche Unsterblichkeit anziehen.“
1. Korinther 15,51–53

Zentrale Aussagen:

  • Nicht alle Gläubigen werden sterben („wir werden nicht alle entschlafen“).
  • Alle Gläubigen werden verwandelt („wir werden alle verwandelt werden“).
  • Dies geschieht augenblicklich („in einem Nu, in einem Augenblick“).
  • Sowohl Tote als auch Lebende erhalten unverwesliche, unsterbliche Leiber.

Dies ist die Verwandlung, die bei der Entrückung geschieht.

4.3 1. Thessalonicher 4,13–18 – Der klassische Abschnitt zur Entrückung

Um Gläubige zu trösten, die um in Christus Entschlafene trauerten, gibt Paulus die klarste zeitliche Beschreibung der Entrückung:

„Denn der Herr selbst wird mit einem Feldgeschrei, mit der Stimme eines Erzengels
und mit der Posaune Gottes herabkommen vom Himmel,
und die Toten in Christus werden zuerst auferstehen.
Danach werden wir, die wir leben und übrig bleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden in Wolken, dem Herrn entgegen in die Luft;
und so werden wir allezeit bei dem Herrn sein.
So tröstet nun einander mit diesen Worten!“
1. Thessalonicher 4,16–18

Wesentliche Elemente und Abfolge:

  1. Der Herr selbst kommt herab vom Himmel.
  2. Sein Kommen wird angekündigt durch:
    • „ein Feldgeschrei“,
    • „die Stimme eines Erzengels“,
    • „die Posaune Gottes“.
  3. „Die Toten in Christus“ stehen zuerst auf – die leibliche Auferstehung der in der Gemeindezeit verstorbenen Gläubigen.
  4. Die lebenden Gläubigen werden dann entrückt (harpazō) „zugleich mit ihnen“.
  5. Die Begegnung findet „in den Wolken … in der Luft“ statt, nicht auf der Erde.
  6. Dauerhafte Vereinigung: „und so werden wir allezeit bei dem Herrn sein.“
  7. Seelsorgerlicher Zweck: „So tröstet nun einander mit diesen Worten!“

Diese Verse bestimmen mit großer Klarheit die Teilnehmer, den Ort und die Wirkung der Entrückung.


5. Wer an der Entrückung teilnimmt: Wer ist „in Christus“?

5.1 „Die Toten in Christus“ und „wir, die wir leben“

Paulus ist sehr präzise, wer beteiligt ist:

  • „die Toten in Christus“ (1. Thessalonicher 4,16),
  • „wir, die wir leben und übrig bleiben“ (4,17),
  • diejenigen, die „in Jesus entschlafen sind“ (4,14).

In Christus“ ist Paulus’ charakteristische Bezeichnung für alle, die in diesem jetzigen Heilszeitalter zu Christus gehören, mit Ihm durch das taufende Wirken des Geistes verbunden (1. Korinther 12,13). Das ist die Gemeinde, der Leib Christi.

Die Entrückung umfasst daher:

  • Alle Gläubigen der Gemeindezeit, die verstorben sind („die Toten in Christus“).
  • Alle Gläubigen der Gemeindezeit, die noch leben, wenn Christus herabkommt („wir, die wir leben“).

Zusammen bilden sie die Gemeinde, vom Pfingsttag (Apostelgeschichte 2) bis zum Zeitpunkt der Entrückung.

5.2 Was ist mit alttestamentlichen Heiligen und Trübsalsheiligen?

Die Schrift zeigt, dass andere Gruppen von Gläubigen ihre jeweils eigene Auferstehungszeit haben:

  • Alttestamentliche Heilige werden „nach der Trübsal“ auferweckt, im Zusammenhang mit der endzeitlichen Wiederherstellung Israels (Daniel 12,1–2).
  • Märtyrer der Trübsal werden am Ende der Trübsal unmittelbar vor dem tausendjährigen Reich (Millennium) auferweckt (Offenbarung 20,4).

Auch sie gehören im weiteren Sinn zur „ersten Auferstehung“ (Offenbarung 20,5–6), aber die Entrückung im eigentlichen Sinn, wie sie in 1. Thessalonicher 4 beschrieben ist, betrifft ausschließlich diejenigen, die „in Christus“ sind, also die Heiligen der Gemeindezeit.


6. Wesen und Charakter der Entrückung

6.1 Plötzlich und augenblicklich

Die Entrückung geschieht „in einem Nu, in einem Augenblick“ (1. Korinther 15,52). Das dort verwendete Wort (atomos) bezeichnet einen unteilbaren Augenblick. Die Verwandlung von Millionen Gläubigen weltweit wird praktisch augenblicklich erfolgen – zu schnell, als dass das menschliche Auge den Vorgang im Detail wahrnehmen könnte.

6.2 Leiblich und herrlich

Die Entrückung ist kein mystischer Seelenauszug; sie betrifft wirkliche Leiber:

  • Die Toten in Christus werden auferweckt.
  • Die lebenden Gläubigen werden verwandelt.

Beide Gruppen erhalten verherrlichte Leiber:

„Er wird unseren Leib der Niedrigkeit umgestalten, so dass er gleichförmig wird seinem Leib der Herrlichkeit …“
Philipper 3,21

Diese Leiber sind:

  • Unverweslich (ohne Vergänglichkeit, 1. Korinther 15,42),
  • Unsterblich (ohne Tod, 15,53),
  • Dem Auferstehungsleib Christi ähnlich (1. Johannes 3,2).

6.3 Himmlisch ausgerichtet

Bei der Entrückung kommt Christus nicht zur Erde, um seinen Thron zu errichten; vielmehr kommt Er in die Luft, um seine Gemeinde in das Haus des Vaters zu bringen:

  • In Johannes 14,2–3 verheißt Er, zu kommen und die Seinen zu sich zu nehmen, „damit auch ihr seid, wo ich bin“ – im Haus des Vaters.
  • In 1. Thessalonicher 4,17 begegnet die Gemeinde Ihm „in den Wolken, dem Herrn entgegen in die Luft“.

Die Bewegungsrichtung ist also: vom Himmel in die Luft – und von der Luft zurück in den Himmel.


7. Der seelsorgerliche Zweck der Entrückung

7.1 Trost angesichts des Todes

Der unmittelbare Zusammenhang von 1. Thessalonicher 4,13–18 ist die Trauer um verstorbene Gläubige. Paulus schreibt:

„… damit ihr nicht traurig seid wie die andern, die keine Hoffnung haben.“
1. Thessalonicher 4,13

Christen trauern, aber nicht hoffnungslos. Aufgrund der Entrückung gilt:

  • Verstorbene Gläubige bleiben nicht zurück; sie werden zuerst auferweckt.
  • Lebende Gläubige werden nicht von ihnen getrennt bleiben; sie werden zugleich mit ihnen entrückt.
  • Alle Gläubigen – Tote und Lebende – werden gemeinsam „allezeit bei dem Herrn“ sein.

Daher die Aufforderung:

„So tröstet nun einander mit diesen Worten!“
1. Thessalonicher 4,18

7.2 Motivation zu Heiligung und Wachsamkeit

Die Lehre von der Entrückung ist nicht zur Spekulation gegeben, sondern zur Heiligung:

  • „Und jeder, der diese Hoffnung auf ihn hat, reinigt sich, gleichwie auch jener rein ist.“
    1. Johannes 3,3
  • Wir sollen „die selige Hoffnung und Erscheinung der Herrlichkeit des großen Gottes und unseres Heilandes Jesus Christus“ erwarten; diese Hoffnung erzieht uns, „die Gottlosigkeit und weltlichen Begierden zu verleugnen“ (Titus 2,11–13).
  • Paulus verbindet die Aussicht auf das Kommen Christi mit standhaftem, heiligem Leben (1. Thessalonicher 3,13; 5,23).

Die Gewissheit, dass Christus jederzeit herabkommen könnte, um seine Gemeinde zu sammeln, sollte:

  • unsere Prioritäten neu ordnen,
  • unsere Entschiedenheit gegen die Sünde stärken,
  • unseren evangelistischen Eifer vertiefen,
  • eine Haltung freudiger Erwartung hervorbringen.

8. Konzentrierte Zusammenfassung

Fasst man die biblischen Aussagen zusammen, ergibt sich:

  • Die Entrückung ist das plötzliche, übernatürliche, leibliche Hinwegraffen aller Gläubigen der Gemeindezeit, Toter wie Lebender, um dem Herrn Jesus Christus in der Luft zu begegnen.
  • Sie umfasst die Auferstehung der „Toten in Christus“ und die augenblickliche Verwandlung der lebenden Gläubigen in verherrlichte, unsterbliche Leiber.
  • Christus kommt persönlich vom Himmel herab, sammelt seine Gemeinde zu sich und führt sie in das Haus des Vaters.
  • Die Entrückung ist ein im Neuen Testament offenbartes „Geheimnis“, gegründet auf Christi Verheißung (Johannes 14,1–3) und entfaltet durch Paulus (1. Korinther 15,51–53; 1. Thessalonicher 4,13–18).
  • Sie ist dazu bestimmt, Gläubige im Angesicht des Todes zu trösten und zu einem heiligen, hoffnungsvollen Leben zu motivieren.

Wie immer wir im Detail die zeitliche Einordnung der Entrückung im Verhältnis zu anderen endzeitlichen Ereignissen beurteilen, das Was der Entrückung ist klar und herrlich:

„Danach werden wir, die wir leben und übrig bleiben, zusammen mit ihnen entrückt werden in Wolken, dem Herrn entgegen in die Luft;
und so werden wir allezeit bei dem Herrn sein.“
1. Thessalonicher 4,17

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