Was wird bei der Entrückung geschehen?
Was wird bei der Entrückung geschehen?
1. Einleitung
Das Neue Testament beschreibt ein zukünftiges Ereignis, bei dem Jesus Christus persönlich für seine Gemeinde wiederkommen wird, die verstorbenen Gläubigen auferweckt und die lebenden Gläubigen in einem Augenblick verwandelt. Dieses Ereignis wird gemeinhin die Entrückung genannt (vom lateinischen rapturo, das das griechische harpazō – „entrücken“, „wegreißen“, 1. Thessalonicher 4,17 – wiedergibt).
Dieser Artikel zeichnet Schritt für Schritt nach, was bei der Entrückung geschehen wird, in der biblischen Reihenfolge, und beschreibt, was Gläubige erleben werden, wenn sie stattfindet.
2. Der Herr kommt vom Himmel herab
2.1 Christus verlässt das Haus des Vaters
Gegenwärtig ist Christus im Himmel, zur Rechten des Vaters (Hebräer 1,3), und bereitet einen Platz für sein Volk:
„Ich gehe hin, euch eine Stätte zu bereiten. Und wenn ich hingehe und euch eine Stätte bereitet habe, will ich wiederkommen und euch zu mir nehmen, damit auch ihr seid, wo ich bin.“
— Johannes 14,2–3
Bei der Entrückung wird derselbe Jesus, der aufgefahren ist (Apostelgeschichte 1,11), persönlich das Haus des Vaters verlassen und zur Erde herabkommen.
2.2 Sein Herabkommen ist real, sichtbar und autoritativ
Paulus beschreibt dieses Herabkommen so:
„Denn der Herr selbst wird vom Himmel herabkommen …“
— 1. Thessalonicher 4,16
- Es ist der Herr selbst, nicht nur ein Engel, der kommt.
- Er kommt vom Himmel herab, von dem Ort, an dem er seit seiner Himmelfahrt ist.
- Er kommt in Herrlichkeit und Vollmacht, um seine Braut, die Gemeinde, in Besitz zu nehmen.
3. Das dreifache Signal: Zuruf, Stimme, Posaune
Während Christus herabkommt, verkünden drei aufeinander abgestimmte Signale die Entrückung.
„Denn der Herr selbst wird vom Himmel herabkommen mit einem Feldgeschrei, mit der Stimme eines Erzengels und mit der Posaune Gottes …“
— 1. Thessalonicher 4,16
3.1 Ein herrscherlicher Zuruf
Das erste Signal ist ein lauter Befehl (griechisch: keleusma), ein königlicher oder militärischer Kommando-Ruf. Die Schrift gibt die genauen Worte nicht wieder, aber er mag dem Gebot Christi an Lazarus ähnlich sein:
„Er rief mit lauter Stimme: Lazarus, komm heraus! Und der Verstorbene kam heraus …“
— Johannes 11,43–44
Bei der Entrückung ruft der Befehl Christi die Toten in Christus zur Auferstehung und die Lebenden in Christus zur Verwandlung und Entrückung.
3.2 Die Stimme des Erzengels
Neben dem Zuruf des Herrn ertönt die Stimme eines Erzengels, höchstwahrscheinlich Michaels (vgl. Judas 9). Diese Stimme:
- signalisiert dem Engelheer, dem Handeln des Königs beizuwohnen,
- verkündigt die Beteiligung des Himmels, wenn Christus sein Volk sammelt.
3.3 Die Posaune Gottes
Das dritte Signal ist „die Posaune Gottes“:
- In der Schrift rufen Posaunen das Volk Gottes zusammen (4. Mose 10,2),
- kündigen göttliches Eingreifen an (2. Mose 19,16–19), und
- geben Zeichen zum Aufbruch oder zur Versammlung.
Diese „Posaune Gottes“ (1. Korinther 15,52; 1. Thessalonicher 4,16) ist Gottes Ruf an die Gemeinde, sich zu versammeln und aufzubrechen. Sie ist ein Signal des Sammelns und Aufbruchs, nicht eine Posaune des Gerichts.
Alle drei Signale zusammen markieren ein einziges, abgestimmtes, göttliches Handeln: den autoritativen Ruf Christi an sein Volk, die Erde zu verlassen und sich zu ihm zu versammeln.
4. Die Auferstehung der Toten in Christus
Die erste unmittelbare Folge des Herabkommens Christi und des dreifachen Signals ist die Auferstehung der verstorbenen Gläubigen.
„… und die Toten in Christus werden zuerst auferstehen.“
— 1. Thessalonicher 4,16
4.1 Wer sind „die Toten in Christus“?
- Es sind Gläubige, die während der Gemeindezeit gestorben sind, von Pfingsten (Apostelgeschichte 2) bis zum Zeitpunkt der Entrückung.
- Ihre Geister sind bereits bei Christus (2. Korinther 5,8; Philipper 1,23), aber ihre Leiber sind begraben, verwest oder verstreut auf der Erde.
4.2 Was geschieht mit ihnen?
Bei der Entrückung:
-
Ihre Leiber werden auferweckt, aus dem Grab, aus dem Meer oder von jedem Ort, an den sie zu Staub geworden sind.
-
Diese auferweckten Leiber werden verwandelt in unvergängliche, unverwesliche, verherrlichte Leiber:
„Die Toten werden auferweckt werden unverweslich … denn dies Verwesliche muss Unverweslichkeit anziehen und dies Sterbliche Unsterblichkeit anziehen.“
— 1. Korinther 15,52–53 -
Ihre verherrlichten Leiber werden mit ihren bereits vollendeten Geistern vereint, die Christus mit sich aus dem Himmel bringt (1. Thessalonicher 4,14).
Damit ist die erste Phase der Entrückung eine leibliche Auferstehung und Verherrlichung aller, die in Christus gestorben sind.
5. Die augenblickliche Verwandlung der lebenden Gläubigen
Unmittelbar nachdem die Toten in Christus auferweckt sind, werden die zu diesem Zeitpunkt auf der Erde lebenden Gläubigen verwandelt.
„Danach werden wir, die wir leben und übrig bleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden auf den Wolken dem Herrn entgegen in die Luft …“
— 1. Thessalonicher 4,17
Paulus fügt entscheidende Details hinzu:
„Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden, in einem Nu, in einem Augenblick, bei der letzten Posaune.“
— 1. Korinther 15,51–52
5.1 „Wir werden nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden“
- Nicht alle Gläubigen werden sterben. Eine Generation – diejenigen, die bei der Entrückung leben – wird den physischen Tod nie erfahren.
- Aber alle Gläubigen, Tote wie Lebende, „werden verwandelt werden“ – verherrlicht.
5.2 Die Geschwindigkeit der Verwandlung
Die Verwandlung geschieht:
- „In einem Nu“ (griechisch: atomos – ein unteilbarer Augenblick),
- „in einem Augenblick“ – so schnell wie ein Augenblinzeln.
In diesem Bruchteil einer Sekunde:
- Wird der sterbliche, alternde, von der Sünde betroffene Leib jedes lebenden Gläubigen sofort verwandelt in einen verherrlichten, unsterblichen, sündenfreien Leib, gleich dem Auferstehungsleib Christi (Philipper 3,20–21).
- Sie werden körperlich tauglich für den Himmel und für die ewige Gemeinschaft mit dem Herrn.
6. Das Entrücktwerden: Dem Herrn in der Luft begegnen
Nachdem die Toten in Christus auferweckt und die lebenden Gläubigen verwandelt sind, erleben beide Gruppen gemeinsam das Entrücktwerden – das, was wir die Entrückung nennen.
„Danach werden wir, die wir leben und übrig bleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden in Wolken dem Herrn entgegen in die Luft …“
— 1. Thessalonicher 4,17
6.1 „Entrückt werden“ (harpazō)
Das Verb harpazō bedeutet:
- wegreißen,
- plötzlich an sich ziehen,
- mit unwiderstehlicher Kraft wegnehmen.
Christus wird durch seine souveräne Kraft sein Volk plötzlich von der Erde wegreißen:
- Sie verlassen den Erdboden,
- steigen durch die Atmosphäre empor,
- und gelangen in den Bereich, der als „die Wolken“ und „die Luft“ beschrieben wird.
6.2 Eine vereinte Versammlung
Beachten wir die Gemeinsamkeit:
- „Entrückt zugleich mit ihnen“ – auferstandene Gläubige und verwandelte Gläubige steigen als eine große Schar empor.
- Kein wahrer Gläubiger der Gemeinde bleibt zurück; „wir werden aber alle verwandelt werden“ (1. Korinther 15,51).
6.3 Die Begegnung in der Luft
Das Ziel dieser Aufwärtsbewegung ist:
- „dem Herrn entgegen in die Luft“ (1. Thessalonicher 4,17).
- Christus kommt noch nicht auf den Ölberg herab (das gehört zu seiner späteren, sichtbaren Wiederkunft auf die Erde).
- Hier begegnet er seiner Gemeinde im Luftraum, über der Erde, aber noch unterhalb des Hauses des Vaters.
Diese Begegnung ist:
- persönlich („dem Herrn entgegen“),
- gesamtgemeindlich (alle Gläubigen der Gemeindezeit zusammen),
- triumphal – der Tod ist verschlungen in Sieg (1. Korinther 15,54–55).
7. Der Weg zum Haus des Vaters
Johannes 14 verbindet diese Begegnung in der Luft mit unserem Hinweggenommenwerden in das Haus des Vaters.
„Ich will wiederkommen und euch zu mir nehmen, damit auch ihr seid, wo ich bin.“
— Johannes 14,3
Setzt man Johannes 14 und 1. Thessalonicher 4 zusammen, ergibt sich:
- Christus verlässt das Haus des Vaters und kommt herab.
- Er auferweckt und verwandelt sein Volk und begegnet ihm in der Luft.
- Dann führt er sie hinauf in das Haus des Vaters im Himmel.
Damit erfüllt er seine Verheißung:
- Die entrückte Gemeinde wird in die bereiteten Wohnungen („viele Wohnungen“, Johannes 14,2) gebracht.
- Die lange erwartete Vereinigung Christi mit seiner Braut wird Wirklichkeit.
8. Die Erfahrung des Gläubigen bei der Entrückung
Für einen einzelnen Gläubigen wird die Entrückung Folgendes bedeuten:
8.1 Wenn du in Christus gestorben bist
- Dein Geist ist seit dem Moment deines Todes bei Christus (2. Korinther 5,8).
- Bei der Entrückung wirst du mit ihm wiederkommen (1. Thessalonicher 4,14).
- Deine sterblichen Überreste werden auferweckt und in einen verherrlichten Leib verwandelt.
- Dein vollendeter Geist und dein verherrlichter Leib werden für immer vereint.
- Du wirst dich den lebenden Heiligen anschließen, wenn alle zusammen entrückt werden, um dem Herrn in der Luft zu begegnen.
8.2 Wenn du in Christus lebst
- In einem Augenblick, ohne Vorankündigung, wirst du den göttlichen Ruf hören – den Zuruf, die Stimme und die Posaune.
- Dein Leib wird sofort verwandelt – kein Altern, keine Krankheit, keine verbleibende Sünde mehr.
- Du wirst dich von der Erde emporgehoben fühlen und dich den auferstandenen Heiligen beim Aufstieg anschließen.
- Du wirst deinen Herrn von Angesicht zu Angesicht sehen – zum ersten Mal (1. Johannes 3,2).
- Du wirst gemeinsam mit der gesamten erlösten Gemeinde in die Gegenwart des Vaters geleitet.
In beiden Fällen gilt die Zusage des Paulus:
„Und so werden wir bei dem Herrn sein allezeit.“
— 1. Thessalonicher 4,17
9. Das bleibende Ergebnis: Für immer beim Herrn
Der Höhepunkt der Entrückung ist nicht bloß die Bewahrung vor der Erde, sondern die ewige Vereinigung mit Christus:
- „Damit auch ihr seid, wo ich bin“ (Johannes 14,3).
- „Wir werden bei dem Herrn sein allezeit“ (1. Thessalonicher 4,17).
Das bedeutet:
- Nie mehr getrennt von Christus,
- nie mehr der Sünde, dem Tod oder der Vergänglichkeit unterworfen,
- auf ewig in seiner Gegenwart, teilhabend an seiner Herrlichkeit (Kolosser 3,4).
Die Entrückung ist der entscheidende Moment, in dem das Heil auch leiblich vollendet wird (Römer 8,23), und der irdische Pilgerweg der Gemeinde endet.
10. Das Ziel: Trost und Hoffnung
Der Heilige Geist hat diese detaillierte Abfolge nicht gegeben, um bloße Neugier zu befriedigen, sondern um Herzen zu festigen und Gläubige zu ermutigen.
„So tröstet nun einander mit diesen Worten.“
— 1. Thessalonicher 4,18
Angesichts dessen, was bei der Entrückung geschieht:
- Ist die Trauer von Christen um verstorbene Gläubige wirklich, aber hoffnungsvoll, nicht hoffnungslos (1. Thessalonicher 4,13–14).
- Wird die Furcht vor dem Tod gebrochen – manche werden nie sterben, und alle werden auferweckt werden.
- Werden gegenwärtige Prüfungen im Licht einer sicheren, herrlichen Zukunft gesehen.
Zur Zusammenfassung der Abfolge:
| Schritt | Ereignis bei der Entrückung | Schlüsseltexte |
|---|---|---|
| 1 | Christus verlässt das Haus des Vaters, kommt vom Himmel herab | Johannes 14,1–3; 1. Thess 4,16 |
| 2 | Zuruf, Stimme des Erzengels und Posaune Gottes ertönen | 1. Thess 4,16; 1. Kor 15,52 |
| 3 | Die Toten in Christus werden auferweckt und verherrlicht | 1. Thess 4,16; 1. Kor 15,52–53 |
| 4 | Die lebenden Gläubigen werden augenblicklich verwandelt | 1. Kor 15,51–52; Phil 3,20–21 |
| 5 | Alle Gläubigen werden gemeinsam in die Luft entrückt | 1. Thess 4,17 |
| 6 | Die Gemeinde begegnet dem Herrn in der Luft | 1. Thess 4,17 |
| 7 | Christus führt seine Braut in das Haus des Vaters | Johannes 14,2–3 |
| 8 | Gläubige sind für immer beim Herrn | 1. Thess 4,17; 1. Joh 3,2 |
11. Schlussfolgerung
Nach der Schrift ist die Entrückung ein plötzliches, göttliches Eingreifen, bei dem:
- Christus persönlich herabkommt,
- die Seinen mit souveräner Vollmacht ruft,
- die Toten in Christus auferweckt,
- die Lebenden in Christus verwandelt,
- alle Gläubigen zu sich in die Luft entrückt,
- sie in das Haus des Vaters bringt
- und sie für immer mit sich vereint.
Für jeden Gläubigen ist die Entrückung keine Spekulation, sondern eine zugesagte Gewissheit, und ihre detaillierte biblische Ordnung soll die Gemeinde mit beständiger Hoffnung, heiliger Erwartung und gegenseitigem Trost erfüllen, während wir „seinen Sohn aus den Himmeln erwarten“ (1. Thessalonicher 1,10).
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